Durch den desolaten Zustand des bestehenden Bootshauses und die zunehmende Attraktivierung des Lebensraums Mur, inklusive Wassersportaktivitäten, wurde 2019 ein geladener Realisierungswettbewerb von der Stadt Graz für ein neues Paddelbootshaus ausgelobt. Unser Entwurf für ein schmales in den Hang eingeschnittenes Gebäude wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Die Herausforderung des Entwurfs war es das neue Stadtbootshaus räumlich und ökologisch sensibel in die bestehende Uferböschung an der Mur, inmitten der historischen Altstadt von Graz zu planen. Das schmalgezogene, in die Hanglandschaft integrierte Gebäude schafft unterschiedlichste Außenraumqualitäten auf verschiedenen Ebenen und implementiert den Murraum wieder spürbar in den Stadtraum. Der Grundgedanke des Entwurfs war es ein Gebäude als Hybrid zu planen, zwischen bloßer Überdachung mit der Möglichkeit die Innenflächen in den Naturraum zu erweitern und beheizbare Flächen changierend gestalten zu können. Wesentlich ist die Platzierung des Gebäudes hart an die Kante des Marburger Kais um einen großzügigen vorgelagerten Bereich zur Mur hin, nicht nur für die Nord-Süd-Achse des „grünen Bandes“ der Mur, sondern auch für die Stadtbevölkerung und Sportlerinnen, freizumachen und zu gestalten.
Das direkt vom Kai aus begehbare Gebäudedach ist zur Mur hin abgetreppt und dient den StadtbewohnerInnen und -flaneurInnen als Stadtbalkon zum Verweilen und als Zusehertribüne der Vereinsaktivitäten des „Kanu Club Graz“ und „Grazer Kajakclub Wikinger“. Der 100m² beheizte und sehr offen gestaltete Vereinsbereich mit innenliegender Funktionsbox, sowie der 130m² große Bootslager-Bereich sind durch verschiebbare Holzfassadenelemente entweder komplett geschlossen oder sehr flexibel öffenbar und verschränkbar mit dem Außenraum zu gestalten. Um den Paddlern einen optimalen Einstieg ins Wasser zu ermöglichen sind neben einer Stufenanlage noch eine Slip-In Stelle und eine Kehrwasserbuhne geplant worden, diese zusätzlich eine Aufweitung der Uferpromenade formt und so dem Stadtbewohner als Art Aussichtsplattform im Wasser dient.
In Berücksichtigung aller beteiligter städtischer Institutionen wurde unter anderem besonderer Wert auf Stadtplanung, ASVK, Natur- und Grünraumschutz gelegt. Die speziellen Anforderung des Baufeldes direkt am Wasser galt es, nicht nur in der Planung, sondern auch in der Umsetzung bestmöglich zu meistern.